Es folgt ein Leserbrief von Sarah Ulrych, der am 23.06.2015 in der Kleinen Zeitung erschienen ist. Dieser Leserbrief spricht mir aus der Seele.
Vielen Dank geht an Sarah - vor allem für den Brief - aber auch, dass ich ihn hier veröffentlichen darf.
Möchte meine schützenden Hände über sie legen
Es geht mir nicht gut. Es geht mir ganz und gar nicht gut. Ich bin von ganzem Herzen traurig. Zwei Themen, die verbunden sind, beschäftigen mich und wie ich höre, sehe und lese, so viele. Ich spüre eine Stimmung in diesem Land, diesem Kontinent, dieser Zeit, die ich beängstigend finde.
Pauschal als Kriminelle vorverurteilt
Politiker sprechen davon, („schlechte“) Menschen in Militärflugzeuge zu stecken, um die Schreie bei der Abschiebung anderen, („guten“) Menschen nicht zuzumuten. Menschen flüchten aus ihren Heimatländern und suchen Schutz bei uns und werden pauschal als Kriminelle vorverurteilt, ihre Anwesenheit als Frechheit und ausnützen des „Schmarotzerparadieses“ Österreich empfunden.
Nicht von allen, vielleicht noch nicht einmal von vielen, ich weiß, und das macht mir auch Hoffnung. Vorgestern ist eine Katastrophe über meine Heimatstadt hereingebrochen. Mein Graz und so viele Mitmenschen wurden verletzt, die Wunden werden bleiben.
Pauschal als Kriminelle vorverurteilt
Politiker sprechen davon, („schlechte“) Menschen in Militärflugzeuge zu stecken, um die Schreie bei der Abschiebung anderen, („guten“) Menschen nicht zuzumuten. Menschen flüchten aus ihren Heimatländern und suchen Schutz bei uns und werden pauschal als Kriminelle vorverurteilt, ihre Anwesenheit als Frechheit und ausnützen des „Schmarotzerparadieses“ Österreich empfunden.
Nicht von allen, vielleicht noch nicht einmal von vielen, ich weiß, und das macht mir auch Hoffnung. Vorgestern ist eine Katastrophe über meine Heimatstadt hereingebrochen. Mein Graz und so viele Mitmenschen wurden verletzt, die Wunden werden bleiben.
Die Nachbarn meiner Mutter
Nachbarn meiner Mutter. Ein Ehepaar, das mit seinen Kindern vor ein paar Jahren aus Afghanistan nach Österreich geflüchtet ist. Die Frau hatte schlimme Verletzungen und ein tief sitzendes Trauma erleiden müssen, sie hatte oft Angst, das Haus zu verlassen. Am Samstag hat sie es mit ihrem Mann verlassen, um einkaufen zu gehen. Sie trug ein Kopftuch, plötzlich rast ein Auto daher, erfasst ihren Mann – kurz, der rappelt sich auf und als er einen Mann mit einem Messer aus dem Auto steigen sieht, wirft er sich über seine Frau. Er und sie erleiden jeweils um die siebzehn Messerstiche.
Nachbarn meiner Mutter. Ein Ehepaar, das mit seinen Kindern vor ein paar Jahren aus Afghanistan nach Österreich geflüchtet ist. Die Frau hatte schlimme Verletzungen und ein tief sitzendes Trauma erleiden müssen, sie hatte oft Angst, das Haus zu verlassen. Am Samstag hat sie es mit ihrem Mann verlassen, um einkaufen zu gehen. Sie trug ein Kopftuch, plötzlich rast ein Auto daher, erfasst ihren Mann – kurz, der rappelt sich auf und als er einen Mann mit einem Messer aus dem Auto steigen sieht, wirft er sich über seine Frau. Er und sie erleiden jeweils um die siebzehn Messerstiche.
Diese Familie hat für mich gebetet
Diese Familie hat in meiner schwersten Zeit für mich gebetet, hat mir Blumen ins Krankenhaus geschickt, war für meine Mutter da, als mein Vater gestorben war und hat beim Rauftragen der Einkäufe geholfen. Und es tut mir so unglaublich weh, dass diese Frau so etwas in ihrer neuen
Heimat, unserer Heimat, erleben musste. Ich würde so gerne meine schützenden Hände über die geschundenen Seelen und Körper halten können.
Als ich die Nachricht über die Amokfahrt gehört habe, war einer meiner ersten Gedanken „um Himmelswillen, lass es keinen Ausländer sein“. Das war wirklich eine meiner ersten Ängste, dass es ein Mitbürger mit Migrationshintergrund ist und dass jetzt auch bei uns die Asylantenheime brennen werden.
Schreibtischtäter auf Facebook
So weit hat mich die Stimmung schon gebracht, dass ich mir diese Gedanken mache. Das Posting von Strache hat mich nicht überrascht. Die Reaktionen darauf, haben mich nicht überrascht. Wir sind alle Schreibtischtäter und facebook bietet uns den Schlachtplatz. Wenn wir als Gesellschaft, als Gemeinschaft, unsere humanistischen, menschenrechtlichen Werte und Ideale leben, wenn wir so massiv agieren und helfen würden, wie wir schimpfen und zetern, dann hätte ein HC Strache keine Chance. Und ich könnte dieses dumme Posting von ihm so ignorieren, wie es es verdient hat.
Vorbild durch meine Taten sein
Ich will nicht kämpfen, weder mit Worten und schon gar nicht mit mehr. Ich will durch meine Taten helfen zu verhindern, dass Menschen Schlimmes widerfährt, ich will durch meine Taten helfen, dass Menschen, die in unserem Land Schutz suchen, Schutz bekommen und sich gut einleben können, ich will durch meine Taten Vorbild sein und hoffe, dass viele diesen Weg mitgehen.
Eine FPÖ und ein HC Strache kann uns nichts anhaben, wenn wir geschlossen für unsere Werte einstehen. Der Mensch der Samstag Graz für immer verändert hat, war ein psychisch erkrankter Mensch. Solche Taten wird man nie voraussehen und verhindern können.
Ich will nicht hetzen
Die Trauer bleibt. Aber wir können für eine neue Stimmung in diesem Land sorgen, wir können alle unseren Teil beitragen, können in Flüchtlingsheimen mithelfen, können uns informieren und richtige Informationen über Asylwerber, deren finanziellen Anspruch oder deren Migrationsgründe unter die Menschen bringen, können als Mentoren, Flüchtlingen beim Kennenlernen unseres Landes helfen und so vieles mehr, anstatt gegen eine Partei zu wettern. Ich will nicht hetzen, in keine Richtung. Ich bin so tieftraurig und so voller Hoffnung.
Diese Familie hat in meiner schwersten Zeit für mich gebetet, hat mir Blumen ins Krankenhaus geschickt, war für meine Mutter da, als mein Vater gestorben war und hat beim Rauftragen der Einkäufe geholfen. Und es tut mir so unglaublich weh, dass diese Frau so etwas in ihrer neuen
Heimat, unserer Heimat, erleben musste. Ich würde so gerne meine schützenden Hände über die geschundenen Seelen und Körper halten können.
Als ich die Nachricht über die Amokfahrt gehört habe, war einer meiner ersten Gedanken „um Himmelswillen, lass es keinen Ausländer sein“. Das war wirklich eine meiner ersten Ängste, dass es ein Mitbürger mit Migrationshintergrund ist und dass jetzt auch bei uns die Asylantenheime brennen werden.
Schreibtischtäter auf Facebook
So weit hat mich die Stimmung schon gebracht, dass ich mir diese Gedanken mache. Das Posting von Strache hat mich nicht überrascht. Die Reaktionen darauf, haben mich nicht überrascht. Wir sind alle Schreibtischtäter und facebook bietet uns den Schlachtplatz. Wenn wir als Gesellschaft, als Gemeinschaft, unsere humanistischen, menschenrechtlichen Werte und Ideale leben, wenn wir so massiv agieren und helfen würden, wie wir schimpfen und zetern, dann hätte ein HC Strache keine Chance. Und ich könnte dieses dumme Posting von ihm so ignorieren, wie es es verdient hat.
Vorbild durch meine Taten sein
Ich will nicht kämpfen, weder mit Worten und schon gar nicht mit mehr. Ich will durch meine Taten helfen zu verhindern, dass Menschen Schlimmes widerfährt, ich will durch meine Taten helfen, dass Menschen, die in unserem Land Schutz suchen, Schutz bekommen und sich gut einleben können, ich will durch meine Taten Vorbild sein und hoffe, dass viele diesen Weg mitgehen.
Eine FPÖ und ein HC Strache kann uns nichts anhaben, wenn wir geschlossen für unsere Werte einstehen. Der Mensch der Samstag Graz für immer verändert hat, war ein psychisch erkrankter Mensch. Solche Taten wird man nie voraussehen und verhindern können.
Ich will nicht hetzen
Die Trauer bleibt. Aber wir können für eine neue Stimmung in diesem Land sorgen, wir können alle unseren Teil beitragen, können in Flüchtlingsheimen mithelfen, können uns informieren und richtige Informationen über Asylwerber, deren finanziellen Anspruch oder deren Migrationsgründe unter die Menschen bringen, können als Mentoren, Flüchtlingen beim Kennenlernen unseres Landes helfen und so vieles mehr, anstatt gegen eine Partei zu wettern. Ich will nicht hetzen, in keine Richtung. Ich bin so tieftraurig und so voller Hoffnung.
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